Sonntag, 11. Februar 2018

Cloverfield Paradox - kein vierblättriges Kleeblatt für die Filmemacher

Cloverfield 1 besticht noch durch die mitreissende Story. In Echtzeit und kein bisschen klüger als die Protagonisten durchlebt man deren Kampf ums Überleben, eine Enthüllungsdramatik par excellence! Dabei hilft der Handycam-Modus, ins Geschehen gerissen zu werden und fängt sowohl den Schock vor dem großen Cloverfield Monster, als auch das Erschrecken vor den kleineren Biestern in packenden Bildern ein. Man verzeiht dem "Kameraman", vom psychologischen Standpunkt aus betrachtet, die nicht immer ganz realistische Auswahl, der Szenen, die er festhält. Wann man halt nicht unbedingt die Kamera draufhält. Aber man verzeiht es. So bleibt ein spannender Film im Godzilla Gewand mit Mystery-Komponente übrig, den man durchaus empfehlen kann.

Cloverfield Lane, der Nachfolger, ist vollkommen anders gestrickt. Zwei Dramen sind hier nebeneinander gestellt (Spoiler!). Während die Welt von Aliens heimgesucht wurde und gesäubert wird, befinden sich eine junge Frau und ein junger Mann in der Gewalt eines offensichtlich gestörten Mannes in einem Bunker unterhalb der Erde. Man weiß nicht, ob der Mann die Rettung für die jungen Leute ist, oder ihr Entführer und Schlächter, man weiß nicht, was da draußen vor sich geht, ob er lügt, oder nicht. Aber eine Sache ist klar: Sowohl drinnen als auch draußen ist es die Hölle.
Die Wirkung des Films ist für mich ein Thriller, der unter die Haut geht. Die Musik und der episodenhafte Aufbau des Films tragen dazu bei. Schritt um Schritt spitzt sich die Handlung zu. Was den Thrill vergrößert, oder erst entstehen lässt, ist der seltsame Umgang der Figuren untereinander. Ein normales Gespräch, das ist es, was man sich erhofft, ein Gespräch um die Konflikte zu lösen oder wenigstens auszulösen...aber das bleibt dem Zuschauer verwehrt.

Zuletzt das Cloverfield Paradox, eine Netflix Produktion...
Wegen einer Energiekrise auf der Erde startet eine Weltraummission den Versuch über einen Teilchenbeschleuniger ("shepard") im Orbit Energie zu generieren. Ob sie damit einen Impulsstrahl zur Erde schicken wollen oder nur forschen, ist nicht klar ersichtlich. Im dritten Anlauf scheint das auch zu funktionieren, doch der Schein trügt und es kommt zu einem Unfall. Auf einmal passieren seltsame Dinge, Peter Parker fängt an, die Wände hochkrabbeln zu können. Nein, stimmt nicht ganz. Aber plötzlich hört man Schreie aus der Wand des Raumschiffs und dahinter kommt eine blonde, verwirrte und leidende Frau zum Vorschein, die im Technikkreislauf gefangen ist, und von Stromschocks gefoltert wird. Sie kennt seltsamerweise Ava, ein weibliches Crewmitglied, beim Namen. Während jene medizinisch versorgt wird, verliert ein anderes Crewmitglied seinen Arm, ein anderer merkt, dass sein Auge wie ein autonomes Körperteil funktioniert, bevor er aufplatzt, weil Würmer in ihn gekrochen sind und der abgetrennte Arm der Crew verrät, dass sich in dessen "Restleiche" ein weiteres Energiemodul verbirgt. Klingt komisch, aber in etwa genauso ist es. Schockierende Bilder ohne tieferen Sinn, die erschrecken oder ekeln sollen. Dazu wird eine Story gestrickt mit schwarzlöchergroßen Logikfehlern, aber ein Handlungsnetz braucht es ja...Und natürlich ist die einzige Erklärung dafür, dass durch den Teilchenbeschleuniger ein Wurmloch erzeugt wurde, das Zeit-Raum-Kontinuum instabil wurde und es zu einem Dimensionensprung zwischen den nebeneinander existierenden Multiversen gab, so dass die Crew der Raumstation in eine Paralleldimension gehopst ist. Das reicht dann aus, um zu erklären, warum abgetrennte Arme schreiben können. Und narbenlos abgetrennt werden können vom Inneren eines Raumschiffs.
Und dann kämpfen die Dimensionen noch um die letzten Ressourcen, denn - so scheint es - auf der Erde ist ein Energiekrieg entbrannt und geopolitische Überlegungen spielen auch eine Rolle. So hätte der Deutsche an Bord, Daniel Brühl als Schauspieler, erst abwarten sollen, bis Deutschland Russland überrollt hätte - oder so ähnlich - bevor das Experiment gelingen durfte. In diesen Plot wird zuletzt der Cloverfield Plot in einer Parallelhandlung auf der Erde geflickt. Ja, geflickt, anders kann man es nicht sagen.
Denn der ganze Film ist ein einziger Patchworkfilm, bestehend aus Elementen aus Odyssee im Weltraum, Alien und Gravity. Und dabei sind die Nähte alles andere, als sauber.
Fazit: Was man der Fortsetzung von Cloverfield verzeiht, ist im dritten Teil überspannt. Auch wenn der Film nur ein "Bruder im Geiste" - Nebenschauspielplatz parallel zur Cloverfield Story sein soll, so floppt der Film doch voll.

Schön:
Cloverfield heißt Kleefeld.