Sonntag, 30. April 2017

Nathan der Weise

Inszeniert am Erthal Theater in Aschaffenburg, 2015. Gesehen April 2017

Der Mensch, das unzähmbare in ihm schlummernde Tier, sein Wille zur Macht und die Kriegsindustrie, die sich daran die Hände reibt und dumm und dämlich verkauft...Das ewige Trauerspiel, es ist zum Heulen.

Im Lärm von Kampfgesängen, Rechtspopulismus, Gewalttaten und einer überall zunehmenden verirrten Verrohung ist es umso wichtiger, dass es im Diskurs Stimmen der Vernunft gibt. Eine solche verlieh Lessing seinem Nathan, neben die er eine schwärmerische Recha, eine intrigante Sita, einen belehrbaren Saladin, einen beherzten, verwirrten Tempelritter und eine wohlgesonnene Daja stellt. Nathan breitet sein Sammelsurium der wohlüberlegten Raisoniertheit aus und erklärt den einen zentralen Gedanken:

Dass wir alle Menschen sind.

Mehr ist nicht zu sagen. Menschen, die programmiert werden. Und wenn man dem schon unausweichlich ausgeliefert ist, dann ist es gut zu wissen, dass es auch humanistische Programme gibt, die den Toleranzgedanken lehren, so wie das Programm des tapferen und wackeren Lessings.

Danke für die gute Inszenierung, aktualisiert und modernisiert, sympathisch und gewinnend durch eine erfrischende Darbietung der engagierten Schauspieler! Sehr zu empfehlen!

http://www.erthal-theater.de/pressestimmen/index.html

Vom Nutzen des Geschichtsunterrichts: Wer die Geschichte nicht kennt und aus ihr lernt, der ist gezwungen, sie nochmals zu durchlaufen.

Gerade eben habe ich mir einen Podcast angehört, zur Krise des Geschichtsunterrichts. Ein sehr interessanter Podcast, der ausgehend von der Reduzierung des Geschichtsunterrichts durch G8 und Entscheidungen des Kultusministeriums, die Kernfächer und den Kompetenzorientierten Unterricht zu stärken einen Blick auf Probleme und Möglichkeiten und Ziele des Geschichtsunterrichts warf.

Dabei wurde eine Schule in Berlin beleuchtet, die vorbildlichen Geschichtsunterricht leistet. Mit echten Forschungsaufträgen und Geschichte zum Erleben Konzepten. Wo die Schüler mal alles mitbringen, was in einen kleinen Koffer packt und gemeinsam zu Fuß zum Bahnhof Schöneberg auf Gleis 17 stapfen, von wo die Deportationszüge losfuhren.

Gefordert wurde ein chronologisches und ein längsschnittiges Vorgehen im Unterricht. Ausgehend von einer kennengelernten, chronologisch durcharbeiteten Geschichte sollten dann Längsschnittstudien durchgeführt werden, am besten ausgehend von der Gegenwart, damit die Schüler einen Zusammenhang herstellen können.

Methoden des Geschichtsunterrichts seien dabei chronologisches Durchwandern, Fallbeispiele und historische Vergleiche. (Wie kommen Frauen an ihr Wahlrecht? Wie musste eine Frau im beginnenden 20. Jhdt dafür kämpfen? Wie ist es heute?)

Die Frage, die mich beschäftigt ist ja genau die: Wieso unterrichten wir Geschichte, wenn unsere Gesellschaft und der Staat so heuchlerisch weiterstricken an den epochaltypischen Problemen und vordergründig Pazifismus predigt aber mehr oder weniger heimlich Waffen exportiert?

Ein guter Satz fiel in dem Podcast: Wer die Geschichte nicht kennt und aus ihr lernt, der ist gezwungen, sie nochmals zu durchlaufen.

Wer Ahnung von Geschichte hat, kann Analogieschlüsse ziehen. Er kennt vergleichbare Situationen und weiß, was passieren kann, wenn man einer Person zuviel Macht gibt oder einen Frieden zwischen Staaten ungerecht gewichtet. Er weiß, dass es Alternativen gegeben hat und gibt. Er handelt anders und hat Orientierungswissen an die Hand bekommen. Insofern macht Geschichtsunterricht Sinn. Und je mehr Wissen man über etwas hat, desto besser kann man auch urteilen. Und weiß, dass das Holocaustdenkmal kein "Schandfleck" in Berlin ist sondern der Holocaust ein Schandfleck in der Geschichte.

Montag, 10. April 2017

Was überhaupt für Christen gerade passiert

Die Karwoche wurde eingeleitet.
Die Christen glauben, dass ihr Erlöser, Jesus Christus, nun in Jerusalem einzieht und ihm dort der Prozess von Pontius Pilatus gemacht wird. Pilatus lies Jesus ans Kreuz schlagen, eine gängige römische Strafpraxis. Nach dem Tod, so die Evangelien, wurde er begraben und stand am dritten Tage wieder auf.
Just bis zum Zeitpunkt der Grablegung (sepultus est, man denke an die Metall Band Sepultura) gibt es ein Lied, genau gesagt eine Moetette, von einem Komponisten mit dem lustigen Namen Lotti. Das Lied heißt Cruxifixus, es ist achtstimmig und wurde im 1700 Jhdt. komponiert.
In dem lateinischen Text wird die Kreuzigung, die Verurteilung durch Pontius, sein Leiden und die Grablegung aufgegriffen: "cruxifixus etiam pro nobis, sub Pontius Pilatus, passus et sepultus est").
Am besten das Video ausblenden und Kopfkino an. Bisher habe ich noch keine Kinofilm entdeckt, der sich dessen bedient...Es würde mich aber nicht wundern, wenn dies bald geschähe.
Frohe Ostern. Und Friede.


Sonntag, 2. April 2017

IP Man 3

IP Man - ein konfuzianischer, selbstloser, besorgter Familienvater rettet die Schule seines Sohns, seine Ehe und verteidigt seine Ehre als Win Tsung Großmeister. Das alles zu 90% in perfekter Selbstbeherrschung, konfuzianischer Ausgeglichenheit, patriarchischer Selbstsicherheit und anmutiger Bewegung. 
Der Stil seines Kung Fus ist von gelassener Überlegenheit geprägt. 

Ein klassischer Heldenfilm, der viele Werte vermittelt: 
Treue, Liebe als Sorgen für den Andern, unbedingte Familienliebe, die alles andere hintenanstehen lässt, Entschlossenheit, Rechtsstaatlichkeit und Rechtschaffenheit, Bescheidenheit, Kommunismus. 

Schade, dass ein paar Seiltricks eingebaut wurden - ohne diese wäre die ästhetische Qualität der schönen Bewegungen vielleicht noch reiner gewesen.