Donnerstag, 25. Dezember 2014

Koexistenz statt Kampf: Drachen zähmen leicht gemacht


In dem 3D animiertem Abenteuerepos "Drachen Zähmen leicht gemacht" aus dem Hause DreamWorks von 2010 geht es um den jungen Wikingerhäuptlingssohn Hicks, der einen Drachen abschießt und verwundet, sein Vertrauen gewinnt und schließlich sein Dorf davon überzeugt, dass Drachen und Wikinger auch befreundet miteinander leben können. Themen des Films sind also Vertrauen und Freundschaft, Umgang mit dem Fremden, Koexistenz und Heranwachsen in einer martialisierten Gesellschaft.


die story 


Hicks wächst als Sohn des Häuptlings Haudrauf im Dorf Berk auf, das regelmäßig von Drachen angegriffen wird. Die Wikinger verteidigen sich mehr oder weniger erfolgreich mit allerlei Maschinen und sonstigen Gerätschaften, doch die Drachen nehmen immer wieder große Teile der Nahrungsvorräte, wie z.B. Schafe und andere Tiere als Proviant mit.
Bei einem dieser Angriffe gelingt es Hicks, einen seltenen Drachen, einen Nachtschatten, mit einer Schleudermaschine zu treffen, so dass der Nachtschatten abstürzt. Ihm glaub niemand und er selbst hält sich auch für einen Versager. Im anschließenden Gespräch mit dem Vater kommt auch nicht viel anderes dabei raus. Doch schließlich soll Hicks mit den andern Dorfkindern zum echten Wikinger ausgebildet werden.
Da der Winter bevorsteht, entscheidet Hicks Vater Hau-Drauf gemeinsam mit den andern Wikingern einen letzten Feldzug gegen die Drachen vorzunehmen. Leider ist ihnen der Ort des Drachenhorts unbekannt, und so müssen sie mehr oder weniger auf gut Glück losziehen. Die Kinder bleiben zurück und durchlaufen angeleitet vom Dorfschmied eine Art Drachentöter-Ausbildungsparkour. Gleichzeitig sucht Hicks nach dem abgestürzten Nachtschatten. Er findet ihn. Doch anstatt ihn zu töten, befreit er ihn von seinen Stricken. Da dem Nachtschatten aber ein Teil seines "Höhenruders" am Schwanz scheinbar durch den Absturz abgetrennt wurde, kann er nicht mehr normal fliegen und ist in einer kleinen Talsohle mit einem Wasserreservoir in der Mitte quasi gefangen.
Hicks nähert sich ihm an. Er bringt ihm Fisch, studiert ihn und freundet sich schließlich mit ihm an. Gleichzeitig lernt er z.B. wo Drachen kitzelig sind und wie man sie mit ein paar ganz einfachen Handgriffen kampfunfähig machen kann. Was er aus seinen Studien mit dem Nachtschatten alleine lernt, kann er im gemeinsamen Drachentraining erfolgreich umsetzen. Dabei hat er natürlich im Vergleich zu seinen Altersgenossen und Vorgängern sehr unkonventionelle Methoden. Er bekriegt die Drachen nicht, und ist ihnen auch niemals aggressiv gegenüber, sondern er leitet, lenkt oder beschwichtigt sie. Astrid, ein energisches und ehrgeiziges Mädchen aus dem Dorf, wird dabei zunehmend eifersüchtig auf ihn, wohingegen die andern ihn und seine Fähigkeiten immer mehr zu schätzen wissen. Außerdem bastelt Hicks dem Nachtschatten eine Prothese für sein Schwanzruder und lernt, gemeinsam mit "Ohnezahn" zu fliegen. Außerdem findet Hicks heraus, dass die Drachen lediglich deswegen Menschenvorräte plündern, weil sie sie einem größeren Drachen Tribut bringen müssen, damit er sie nicht selbst frisst.
Zur Konfrontation und dem ersten großen Höhepunkt der Handlung kommt es, als Haudrauf und die andern Wikinger zurückkommen. Sie waren nicht erfolgreich mit ihrem Feldzug. Hicks Vater freut sich umso mehr über den Erfolg Hicks in Punkto Drachentraining. Dabei ahnt er natürlich nicht, dass Hicks unkonventionelle Methoden im Umgang mit Drachen anwendet. Umso verwirrter sind er und die andern Wikinger, als Hicks dem letzten Drachen der Ausbildung, dem sogenannten "Alptraum", den er töten soll, was eine große Ehre für ihn nach der Tradition des Wikingerdorfes darstellt, eben nicht tötet, sondern ihm zur Verbindung freundschaftlich die Hand auflegen will. Aus Nervosität und Angst lassen die Wikinger die Waffen blitzen und - als Reflex darauf - beginnt der Drache sich aggressiv zu verhalten. Er spuckt Feuer, verteidigt sich und greift Hicks an. Ohnezahn eilt ihm zur Hilfe, bezwingt den andern Drachen, wird aber auch sofort von den Wikingern gefangen genommen. Die Geschichte erreicht ihren Tiefpunkt, als Hicks ungewollt verrät, dass er im Drachenhort war, den die Wikinger ja bislang erfolglos gesucht hatten. Sie rüsten auf für einen neuen Feldzug und nutzen Ohnezahn aus, um ihnen den Weg zu weisen.
Der zweite Höhepunkt der Handlung ist der Angriff der Wikinger gegen die Drachen.

Erzählstruktur

Die Geschichte wird in einem auktorialen aber passivem Stil erzählt. Hicks ist zwar eindeutig die Hauptfigur und der Sympathieträger des Films, aber man bekommt auch mit, was jenseits seiner Handlungen im Wirkungskreis der Wikinger geschieht. Die Erzählung beginnt in medias res: Ausgangssituation ist die, dass Hicks selbst zum Wikinger, wie er von den Umständen des Dorfs anscheinend gebraucht wird, nichts taugt. Er ist tolpatschig, wenig muskulös und vor allem kein Drachentöter. Doch gerade diese werden im Dorf gebraucht, da Drachen den Wikingern ihre Schafe und andere Lebensmittel davontragen. Der Winter steht bevor und somit ist die Situation prekär. Folgende Konflikte speisen also die Handlung, deren Ziel darin liegt, dass Hicks anstatt zum Drachentöter zum Drachenfreund wird, der sein Dorf von der Richtigkeit seines Wegs der Koexistenz gegenüber dem gewöhnlichen Weg der Feindseeligkeit zwischen Menschen und Drachen überzeugt:
I. Hicks muss seine eigene Rolle im Dorf finden. Ist er eher Bäcker oder Schmied oder Ausrüster, oder eben doch Drachentöter? Wie steht er überhaupt zu Drachen? Und wie schafft er es, die Anerkennung seines Vaters, aber auch seiner Altersgenossen (Peers) zu erlangen?
II. Welchen Weg gehen die Wikinger gegenüber den Drachen? Den traditionellen Weg der Feindschaft ("Wir werden den Krieg unserer Eltern fortführen") oder einen neuen, noch unbegangenen Weg der Freundschaft und des Verständnis?

Die Geburt eines Helden

Beide Konflikte laufen parallel zueinander und treiben die Handlung voran zu ihrem Ziel. Der erste Konflikt, der Persönlichkeitskonflikt Hicks, führt zur Entdeckung, dass Drachen - im Fall des Nachtschattens "Ohnezahn", den Hicks verletzt und quasi gefangen hat, auch friedlich mit Menschen umgehen könnnen. Die Feindschaft zwischen Drachen und Menschen ist nicht per se natürlich angeboren, so zeigt sich, sondern nur das Resultat gegenseitigen Misstrauens nach dem Muster Gewalt erzeugt Gegengewalt.
Die Wikinger läuten dagegen, angeleitet von ihrem Stammesführer "Haudrauf", einen Feldzug gegen die Drachen ein, bevor der Winter hereinbricht.
In der Auseinandersetzung mit den gleichaltrigen anderen Stammeskindern erfährt Hicks zuerst auch nur Ablehnung und Spott. Doch durch Beobachtung und Experimentierfreude mit dem Nachtschatten lernt Hicks sehr viel über die Drachen im Allgemeinen und kann seine Erkenntnisse gewinnbringend auf die Trainingssituationen übertragen. Vom Außenseiter wird er so zum Anführer der Gruppe.
Damit zusammen hängt (natürlich) auch eine Liebesgeschichte, denn Hicks muss sich auch die Anerkennung eines Mädchens erkämpfen...Armer Junge, dem all dies auferlegt wird! Aber da Hicks ein Held ist, wenn auch nur ein mittlerer, der erst zum Held werden muss, muss er sich eben auch den Prüfungen stellen, die zur Geburt eines Helden dazugehören! Und das anzusehen ist unterhaltsam, lehrreich und vorbildlich in enem.

Fazit: 

Großes Kino nicht nur für Kleine und pädagogisch wertvoll durch eine Moral von Koexistenz und gegenseitigem Lernen.