Samstag, 28. Januar 2012



Eher zufällig bin ich in den Film geschlittert, und umso erfreulicher war dann das Resumée: eine wirklich erfrischende Anarchokomödie, die die Zwischenräume menschlicher Freundschaft wahrhaftig und humorvoll ausleuchtet. Natürlich hat der Film vieles weg gelassen und nur angedeutet: die Rückenschmerzen, die Pflege bedeuten kann, die vielen vielen Pflegehandlungen, die manchmal echt nervig sein können und unappetitlich oder einfach nur anstrengend sind.
Aber das macht nichts, denn der Film hält das tatsächlich Wesentliche fest, das, was das Herz erwärmt und das, worum es eigentlich immer gehen sollte: Das maskenlose Aufeinanderprallen und Miteinanderleben zweier Menschen. Es ist egal, ob der eine an den Rollstuhl gefesselt ist, und der andere Schwarz ist und aus der banlieu kommt. Wahre Hilfe kann erst entstehen, wenn man den anderen eingehend betrachtet, wenn man achtsam ihm gegenüber ist, wenn man ihn erkennt. 
Und auch wenn man "mitleidslos" ist, so wie der Film es auch einmal offen thematisiert. "Warum hast du ihn genommen? Er ist aus der Banlieue, er ist kriminell und noch viel mehr" sagt sinngemäß einer der Familienangehörigen Philipps. Und Philippe antwortet: "Weil er mitleidslos ist". 
Ich arbeite seit langem in einem Pflegeberuf. Ich weiß nicht, ob man "lernen" kann, jemanden zu pflegen. Natürlich gibt es eine technische Seite, die man lernen kann. Aber im Bezug auf die ethische Ebene der Pflege weiß ich nicht, ob man einfach nur etwas selbst entdeckt, das in einem ist. 
Aber dennoch hat einer meiner Kollegen einmal etwas zu einer FSJ-Anwärterin nach einem Probearbeitstag, bei dem ich sie geführt hatte, gesagt, das in diesem Kontext Sinn macht. Er sagte: "Du bist alles für den Patienten. Sein Arm, sein Anwalt, sein Koch, seine Stütze, sein Chauffeur, sein Waschlappen, sein Modeberater usw...". Auch wenn er sich meines Erachtens selbst nicht vollkommen an die Essenz dieses beeindruckenden pathetischen Monologs gehalten hatte, so sagte er doch auch noch: Du darfst mit den Patienten Mitgefühl haben, aber du darfst nicht mit ihnen leiden. 

Nur weil man keine Masken an den Tag legt, heißt das nicht, dass man respektlos ist. Höfliches Verhalten ist oft eine Maske und nicht unbedingt die beste im alltäglichen Umgang miteinander. Ebenso wie höflicher und zagsamer Umgang  mit dem Andern zwar oft beschützend für ihn gemeint ist, aber nicht der beste Umgang für den andern sein muss. Dessen Ressourcen zu finden, zu wahren und zu fördern, das ist die Aufgabe einer wahren Pflege. Und pflegen kann man vieles. Nicht nur einen Pflegebedürftigen, sondern auch eine Freundschaft. Eigentlich einen jeden Menschen, den man trifft.
Der Film zeigt also ein Musterbeispiel bedürfnisorientierter Pflege, wie sie Monika Krohwinkel schriftlich im Kanon der Pflegemodelle fixiert hat. Ganz gegen leider sehr viel gängige Praxis demonstriert der Film, was es heißt, bedingungslos auf die Bedürfnisse des Pflegebedürftigen einzugehen, und was für Blüten daraus erwachsen können. Philipp wird glücklich in dem Film. 
Nicht die Bedürfnisse der reichen Freunde und der reichen Familie des Querschnittgelähmten stehen im Zentrum von Driss' Aufmerksamkeit, sondern tatsächlich die Philippes'. Ständeklauseln werden dabei weggefegt. 

Zugegeben, es ist nicht schwer Tiefe zu erzeugen, wenn man sich den Soundtrack des Films vor Augen führt. Chopin, Einaudi, Schubert's Ave Maria. Besseres, bzw. Einhüllenderes und Berührenderes hat die Klassik kaum zu bieten. Dennoch - die Komposition des Films ist gelungen. Als Beispiel, das sich mir besonders eingebrannt hat, ist die Anfangs- und Schlusssequenzen des Films. Man sieht nicht viel: Das Gesicht Philipps mit Bart, steinern und verschlossen, irgendwie mit einer Spur Leid und Ernsthaftigkeit, die in das Gesicht eingeschrieben ist. Dazu die Musik von Ludovico Einaudi ("fly") und die Reflektionen der Lichter des Pariser Boulevard Peripherique auf seinem Gesicht durch die Scheibe. Es dauert nicht lange, und man sieht auch das ernsthaft zusammengezogene Gesicht von Driss, der hinterm Steuer sitzt. Gemeinsam rauschen sie nebeneinander durch die Nacht...
In dieser Szene liegt eine Schönheit, die sich schwer beschreiben lässt. 

Im übrigen kommt mein guter Magritte auch in dem Film vor. "Was denken sie sich bei dem Bild?" "Schöner Hintern." - "Ich möchte wissen, wie die Frau von vorne aussieht."


Montag, 23. Januar 2012

Constant Montald (1862-1944) - symbolischer Jugendstil vom Feinsten

Montald _ la fontaine de l'inspiration


Nein, ich kannte ihn vorher auch nicht. Über einen der schillerndsten belgischen Jugendstilkünstler  gibt noch nicht einmal einen Eintrag in der deutschsprachigenWikipedia-Enzyklopädie. Am Rande wird er in einem Artikel mal erwähnt, weil er der Leiter der Ecole des Beaux Arts  in Brüssel war. Wenn man das Musée des Beaux Arts allerdings einmal betreten hat, wird man sich diesen Namen einprägen - oder zumindest seine Bilder. La Fontaine de l'Inspiration und La Barque de l'Idéal: diese beiden Bilder schmücken die Wände der Empfangshalle des belgischen Kulturspeichers. Letzterem widmete ich meine Aufmerksamkeit.

montald _ la barque de l'idéal (1907)
Ich saß vor einem immens hohen, goldumrahmten Jugendstilbild. So viel Öl, wie benutzt wurde, ist es wohl angebrachter von einem Gemälde zu sprechen. Constant Montald: La Barque de l'Idéal, 1907. Ich war stehengeblieben, weil ich vom Herausquellen der weißen Blüten, wasserfallartiggleich, und im Gegensatz zur stillen Regungslosigkeit der Figuren vor dem Blütenrausch, in den Bann gezogen wurde. Was ist also zu sehen? 
Fünf Personen. Drei bekleidet, zwei nackt. Drei Frauen in hängenden Gewändern und zwei nackte Jünglinge.  Einer von ihnen hält eine kleine Holzfigur in der Hand, vielleicht eine Venusabbildung,  vielleicht auch eine Maria, während beide von einer Art silbrigem Mondlicht bedeckt werden. Dem Bild haftet etwas Zeremonienhaftes an Die abgebildeten Figuren interessieren sich nicht für den Zuschauer, sie wirken ganz und gar in ihrem Handeln versunken. 

Im Bildhintergrund rechts hinten deutet sich ein Weg an. Unmittelbar wird klar: Die drei Frauen sind gerade von dort angekommen. Um den Mondgezeichneten etwas zu zeigen oder zu übergeben? Das Kunstwerk im Holzrahmen, das die eine der Frauen trägt, oder die kleine zusammengezogene Holzskulptur, die einen gebückten zusammengezogenen Mann darstellt. Und vielleicht ist es ja auch das Werk der dritten Figur, die einer der beiden Mondbeschienenen in Händen hält, prüfend. Und auch prüfend und beratend der Ausdruck des Zweiten.
Die Farbgebung spricht dafür. Schließlich sind die Farben der mitgebrachten Kunstobjekte und  die Farbe der Gewänder der Frauen gleich - eine Zusammengehörigkeit von Kunstwerk und Überbringer scheint also in die Farbsprache hineingelegt worden zu sein. Auch die Bäume haben dieselbe symbolische schwere Goldbraunfarbe. Vielleicht ist auch das ein Mittel, um die Gruppen voneinander abzugrenzen: die Herantragenden werden eins mit dem Hintergrund und sind nur halb in die sich vollziehende Handlung  - das Prüfen der Holzskulptur - aufgenommen. Auch findet ja eine Abgrenzung der Figuren durch die Bildanordnung statt, weil ein Aufsteigen der Figuren zu beobachten ist.

Hätte ich den Titel des Bildes nicht gewusst, würde ich es "Von Orchideenblättern ud Männern" nennen. Kennt man das Bild aber, so lässt es sich als symbolistisches Jugendstilbild interpretieren. 
Montald _ Paysage symboliste (1904)
Die Farbgestaltung ist jugendstiltypisch: Gold und Silber und viele Tupfer in einer verschwungenen Ornamentik, bei der der Hintergrund in seinem Ornamentcharakter nicht mehr eindeutig als Hintergrund zu identifizieren ist. Symbolistisch das ganze Bild. Vermutlich handelt es sich um eine symbolische Visualisierung des Kunstschaffen-Prozesses: Die gewissenhafte Selbstprüfung des Künstlers mit seinem Kunstwerk, ob es auch tatsächlich gut genug ist, wird an einen utopischen Nichtraum verlegt - die prüfenden Stimmen des Gewissens sind als nackte,  gottgleiche Jünglinge interpretiert, gewissermaßen Hermesse aus dem Reich der Ideen, herabgestiegen an einen Zwischenort, um das Geschaffene vermittelnd zu betrachten. (to be continued)

Sonntag, 22. Januar 2012


Zu Besuch bei der Ewigkeit

Sie sahen nicht so aus, als würden sie mir helfen – schwarz, in schwarzer Kleidung, Cappy cool auf dem Kopf, Fantadosen in den Händen. Der eine lutscht lässig an einem Billigeis. Zwei Schwarze sitzen mit mir im Bus Nr 92. Wir rauschen durch die Schwärze der Nacht. Aber sie helfen mir, sagen mir, wo ich aussteigen muss. Der eine springt sogar auf, um an den Halteknopf an der Türe zu drücken, als ich im Begriff bin, den Ausstieg zu verpassen. Und dem kleinen Mädchen, das mit seiner Mutter vor mir sitzt, und das so tapfer gegen die Müdigkeit ankämpft, haben sie auch geholfen: Sie schenken der Mutter eine der Fantadosen, damit sie sie an die Kleine weitergibt. „Vois – l'homme vas te donner sa canette!“ Und weil das Trinken im Bus so schwierig ist, hilft sie der Kleinen. Macht ihr die Dose auf, hält ihr die Dose an die Lippen und wartet ab, bis der Bus hält, um sie einen kleinen Schluck machen zu lassen. „Sans verre, Maman?“ - „Sans verre, bichette, tu bois directement de la canette. Comme 'les Grandes' – wie „die Großen“ darf die Kleine direkt aus der Dose trinken...
Der Bus fährt also am Regierungspalast vorbei. Ein großräumiger, weit auslaufender nicht hoher Bau, der Würzburger Residenz, Sanssouci und Versailles von der Idee her nicht unähnlich: Symmetrisch aber durchaus mit Platz für Rundungen und Spielerei, teilweise geschwungen, geschmeidig und elegant. Irgendwie auch freundlich. Wenn der König anwesend ist, weht eine Fahne über dem Palast. Die Brüsseler mögen übrigens ihren König Albert II. Das mag vielleicht am Vorgänger, Baudoin I., liegen, weil er so liebevoll und nicht aristokratisch war, eine Krankenschwester und Kinderbuchautorin zu heiraten. Aber vielleicht liegt es auch daran, dass der König einfach ein verrückter Typ ist. Ein Freund, bei dem ich zu Gast war, berichtete mir davon, dass er es sich zum persönlichen Vergnügen gemacht hatte, seiner Palastwache auf dem Motorrad zu entwischen. 
Am Haupteingang steht ein rießengroßer, kerngesunder Weihnachtsbaum mit Lichtern geschmückt – für die Könige gilt es nach wie vor: immer das Beste vom Besten. Der Bus rauscht am Palast durch die Dunkelheit vorbei,  durch die ganze Länge, und spukt mich vor dem Museum aus (Haltestelle: Royal).
Seitenansicht des Museums-
gebäudes

Im Museum

Natürlich ist es zu spät für einen Besuch, aber ich nutze die Zeit, um mich auf die Außenfassade einzulassen. Zwei gigantische Engelsgestalten flankieren den Haupteingang. Eine von ihnen hat eine Feder in der Hand und ist im Begriff zu schreiben. Ansonsten vier Säulen, vier Statuen über dem Treppenaufgang. Auch sie bestimmt symbolisch, Allegorien der vier Künste? (Literatur, Skulptur, Dramatische Künste...) Ich frage per Email im Nachhinein nach.


"Hi there! I have one question with regard to the architecture of your museum-palace:
the four statues in front of it, those on the coloums, what do they represent? it would be very nice, if you could help me. Don't be shy to ask questions, or to contact me in any case.thankfully, martin" 

Vier Tage später erhalte ich die unerwartet eine Antwort:

"Dear Sir,
They represent
-          Painture,
-          Sculpture
-          Architecture
-          Music
They were made by MM. Egide Melot, Georges Geefs, Louis Samain and Guillaume de Groot.
Yours sincerely, Kartin Roedig (Persattaché / attachée de presse)" 
Also richtig gelegen. Am Mittwoch betrete ich also das Museum das erste Mal. Zufälligerweise ist der Eintritt in die Museen jeden ersten Mittwoch des Monats kostenlos und das Magritte-Museum ist außerdem länger geöffnet (bis 20h).

Die Eingangshalle


Man kann schon in der Eingangshalle sehr viel Zeit verbringen. Sei es das imposante Historiengemälde Episode des journées de septembre 1830 (Gustav Wappas), seien es die bunt und grell ineinander überfließenden Formen des modernen Gemäldes Dernier jour von Pierre Alechinsky, oder seien es die Zwillingsgemälde der Jugendstilikone Constant Montalds – jedes der Bilder ist perfekt dafür ausgewählt, einen neugierigen Besucher zu empfangen. Gerade Montals hat es mir angetan - mehr dazu später. Da es sich um einen sehr sehr großen, überdimensionierten Raum handelt, den die Eingangshalle darstellt (etwa 20x50x20m), hätten auch kaum andere Bilder an dessen Wänden aufgehängt werden dürfen. Kaum eines der Bilder ist kleiner als 14 .
die Eingangshalle
Dass es noch mehr in Brüssels Schatzkammer des Schönen zu entdecken geben wird als Historismus, Jugendstil und Moderne auf Leinwandform, daran erinnern die Plastiken, die auf dem Marmorboden verteilt sind. Auch diesen ist allen gemeinsam, dass sie imposant in der Größe sind. Die Mehrzahl ist aus Stein gehauen, aber auch drei Gussstatuen aus Bronze haben sich hereingeschlichen.
Zum Beispiel Joseph Lambeaux Werk Le Dernicheur d'Aigles (1890), das den Kampf eines in einen Adlerhorst eindringenden Jünglings, der vom sorgetragenden Wildvogel attackiert wird, darstellt. Der dunkle Guss beeindruckt in seiner Dynamik, in der Perfektion der Abbildung der absoluten Anspannung der Muskeln. Jede Sehne, jeder Muskel des Körpers ist angespannt. Beeindruckend tritt der Wadenmuskel heraus, und man ist überwältigt von der Vollkommenheit dieser Mensch-Maschine. 
Ein Stück weiter trifft man auf die sehr pathetische Darstellung einer dem Sohn vergebenden Mutter. Le Pardon, der lakonische Titel der Marmorplastik, die ein Vergebungssszenario zwischen Sohn und Mutter von Fallen-Lassen und Aufgefangen-Werden in die Ewigkeit geschlagen hat. Herausragend wirken die zusammengefalteten Hände von Pieter Braecke (1893-1895).

Rombaux_filles de Satan
Etwas weiter hinten in der Halle, nahe dem Eingang zur Sammlung der „Alten Künste“ (ancien art), haben die Museumsdirektoren schließlich Egide Rombaux' „Satansbräute“ aufgestellt: Drei Jahre brauchte der Meister, um seine filles de Satan zum Leben zu erwecken. Üppig, opulent und lüstern ziehen sie die Blick des Zuschauers an, der sich auch zu gerne darin fallen lässt, obwohl, oder weil es Sünde ist, ihnen bei ihren Sexspielchen zuzuschauen. Eine Voluptatis-Phantasie, die im Todesjahr Friedrich Nietzsches, begonnen wurde. Zwar hatte dieser Gott für tot erklärt, doch gerade damit erst setzte die Phantasie der Künstler zum Höhenflug an, und begann alles vorher dagewesene an Dreistheit, Formenreichtum Dekadenz und Romantik zu übersteigen. Gott ist tot doch seine verbotenen Phantasien leben weiter, wie man merkt, wenn man in die dämonischen Augen der Mittelfigur schaut. 
Vielleicht sollte man noch eine Figur erwähnen, bevor man sich wieder anderem widmet: Kaum einer interessiert sich hier für eine Statue, die den Besuchern eigentlich entgegenblickt, als würde sie sie empfangen wollen. Es handelt sich dabei um den König, der die Palastgärten nach der Napoleonischen Herrschaft mit seiner „Oranjerie“ bereicherte, bevor er wenige Jahre später, 1830, von den aufständischen belgischen Patrioten wieder aus der jungen Nation herausgeworfen wurde. Die Herrscherstatue von William von Oranien, dem ersten König der wiedererrichteten Vereinigten Niederlanden, wirkt hier wie ein stehen gelassener Empfangsdiener an dem der Strom der Zeit schon lange vorbeigegangen ist. Die Kunst allein ist eben doch für die Ewigkeit, Herrscher vergehen.


Sonntag, 15. Januar 2012

Slumdog Millionär (2008)

"So könnte es gewesen sein..."

Glaubhafte und schockierende Unterhaltung aus Hollywood über Indien.

In  zwei Dritteln des Films geht es in einer aufeinanderbezogenen, zweisträngigen, teilretrospektiven Erzählung nach Indien (Bombay/Mumbai - dieselbe Stadt, aber andere Bezeichnung und Agra/Taj Mahal), um dem Rätsel der Erfolgssträhne des Straßenköters Jamal Malik bei einer "Wer wird Millionär"-Sendung auf die Schliche zu kommen. Geschickt inszenierter, schockierender und blendender Film mit großer technischer Leistung, der im letzten Drittel den retrospektiven Erzählstrang mit dem gegenwärtigen zusammenlaufen lässt, und Jamal mit seiner Lakita wieder zusammenbringt.

Der Geschichtenschreiber erzählt im Gegensatz zum Geschichtsschreiber wie es gewesen sein könnte, so schrieb Aristoteles in seiner Poetik. Ähnlich könnte man also auch an den Streifen von Danny Boyle herangehen. Aufklärerisch und gleichzeitig szenariokreirend bekommt der Zuschauer sehr schnell an die Hand gereicht, was ihn durch den ganzen Film peitschen wird. Zum einen, dass es sich bei Jamal um einen Charakter handelt, der all das verkörpert, was aus der Summe einer traumatischen Kindheit  im Slum erwächst. Zum andern wird dem westlichen Zuschauer von Anfang an nahe gebracht, dass es sich bei der indischen Gesellschaft um eine vollkommen Chaotische handelt, bei der das Individuum angesichts der irrsinnigen Menschenmassen kaum eine Rolle spielt und der Kampf von jedem gegen jeden vorherrscht. Außerdem liegen Triumph und Verlust in diesem Film extrem nahe zusammen, wie gleich aus der ersten Szene mit dem ergatterte Heldenautogramm ersichtlich wird, und wie es auch im Rest des Films immer wieder mit wechselnden Beteiligten vorexerziert wird, wenn Gewalt oder Waffen ins Spiel kommen und Machtverhältnisse ratzfatz umdrehen.
In der von Anfang an offengelegten Enthüllungsdramatik erfahren wir also episodenweise zuerst, warum Jamal ist wie er ist und lernen ihn auch gleich als Opfer kennen - sei es das seines größeren Bruders, oder dass der korrupten mumbaischen Polizei und deren Umgang mit Autobatterien. Kunstvoll ist diese Vorgeschichte des Charakters in die Gegenwartsgeschichte des Films eingebaut: durch sie erfahren wir, und darum dreht sich auch alles in dem Film, warum Jamal die Antworten auf die gestellten Fragen in der Millionenshow weiß. (Um es vorwegzunehmen: It was written)
Dabei würde man gerne drauf verzichten das zu sehen. Sei es das "normale" Leben am Rande der Gesellschaft, oder der religiöse Übergriff, bei dem Jamal und sein Bruder Salim ihre Mutter verlieren, sei es das fleddrige Leben auf der Müllkippe oder die wahren Intentionen eines vordergründig als Philanthropen erscheinenden Multimillionärs, sei es das Leben der Straßenkinder in Taj Mahal oder die gewöhnliche Baukriminalität im neuen Mumbai - alles was wir erleben ist haaresträubend und tief verstörend - eben weil es so gewesen sein könnte, oder sein kann, wie der Geschichtenschreiber es erzählt.
Doch der Film meint es gut mit dem Zuschauer. Im Gegensatz zu anderen Milieudramen wie dem brasilianischen City of God (2002) oder dem in Columbien angesiedelten  Verloren im Meer voller Lügen (2009) trägt einem zum einen ein schwungvoller, roadmoviehafter Rhythmus durch die Grauen auf der Leinwand, zum anderen haften den Bildern immer wieder Spuren burlesker Übertreibung an, die einen ganz eigenen Humor erzeugen.
Schließlich wird Jamals konsequenter Glaube an die eine Liebe und seine Ehrlichkeit im letzten Drittel des Films belohnt. Der Film entpuppt sich zum Märchen und mündet in einem Happy End: Der indische Odysseus kommt am Ende wieder bei seiner Traumfrau an, alle Täter werden bestraft, oder bestrafen sich selbst, und Jamal hat auch noch die Millionen - äh, die 20 Millionen Rupi unterm Arm geklemmt, ohne sie überhaupt von Anfang an gewollt zu haben. Abschließend kann man also sagen, dass es sich bei dem Film um eine bildgewaltige, aussagekräftige Tragikkomödie handelt, die extrem ernsthafte Themen mit einer charmanten Leichtigkeit auf die Leinwand bringt und dabei vielleicht eine Spur weniger inszenatorisch hätte vorgehen können, um gesellschaftliche Relevanz zu erhalten.

Montag, 9. Januar 2012

Extrem mystisch: Marsimoto - Eine kleine Bühne (2012)

Die Imagecreator habens gecheckt: die Kunden wollen verzaubert werden. Und Marsimoto haben sie mit viel Magie ausgestattet, und mit diesem grünen Zauberer mystifiziert er "Eine kleine Bühne."


10. Januar 2012

NACHTRAG
Nach der Sichtung von "Grüner Samt"

Was allerdings einmal gelingt, gelingt nicht wieder, und schnell verflüchtig sich, was magisch sein könnte, wenn man sich "Grüner Samt" auf Vimeo anschaut. Marsimoto entpuppt sich als ein stinkgewöhnlicher, verzogener und arroganter Möchtegernkokser-Yuppie, der mit seinen freshen Kumpels aka Businesskollegen aus Berlin ein besseres Urlaubsvideos mit gerademal durchschnittlich festen und fetten Tracks veröffentlicht. Weder besonders originell, noch besonders schlagfertig, noch besonders aussagekräftig ist das. Schade, ich dachte, da wäre mehr als Bling Bling, aber es dreht sich dann ja doch nur alles um das Grün des Dollarscheins...
Also das niederschmetternde Fazit: Aus der Zauber.

Samstag, 7. Januar 2012

Gitarre und Text

Akkustische

Silverster
Réné Magritte 

Magritte, geboren 1898. Frühtalentiert schlägt er sich durch als Werbe- und Postkartenmaler. Er heiratet seine Frau Georgette 1922. Schon mit 23 Jahren, also 1921, malt er Bilder wie Baigneuses. Seine Werke sind simpel und doch einzigartig, eine noch nie dagewesene Verbindung von Simplifikation und Abstraktion in einem. Die Formen, in die er seine drei Bademädchen in diesem  Gemälde zwingt, sind Kugel, Kegel, Licht und Schatten an den richtigen, wichtigen Stellen und gut gesetzte Striche. Außerdem herrscht in seinem Bild Kalkül und Strenge vor.
Er bekommt bald erste Aufmerksamkeit durch Kritiken über seine Werke und daran anbindend Ausstellungsmöglichkeiten. Er schließt sich mit anderen zusammen, schreibt programmatische und anklagende Texte, die das Weiterführen der alten Traditionen mit Entschiedenheit ablehnen, während er gleichzeitig, ohne es zu ahnen, die Grundsteine für sein eigenes magrittsches Kunstuniversum legt. Auffällig kalt sind alle Gebilde in diesem Universum, die Gegenstände, die durcheinandergewürfelt werden. Und sie stellen das Abgebildete mit einer außergewöhnlichen Radikalität in Frage. Einen guten Wegweiser durch sein Werk mag jenes Selbstzitat sein, das erklärt, warum man sich so seltsam kühl berührt fühlt, wenn man seinen Bildern verfällt:
„Tout ce univers mysterieux est froid. Je ne ressens pas de chaleur dans le vide de l'au-délà. D'ailleures, c'est l'insensible qui j'essaie de transformer en matière. Et cet insensible ne peut pas être que froid.“
 ("Dieses gesamte mysteriöse Universum ist kalt. Ich fühle keine Wärme in der Leere des Jenseits. Außerdem versuche ich das Gefühlslose in eine Matiere zu transformieren. Und dieses Gefühlslose kann nicht anders als kalt sein.")
Magritte defiguriert, entfremdet, bezweifelt und gleichzeitig ist er doch ganz klar.
Es reicht ihm nicht aus, das nur Sichtbare Wiederzugeben. "Surrealist zu sein heißt, den Geiste des „Bereits-Gesehenen“ zu verbannen und das „Noch-Nicht-Gesehen“ zu suchen, schrieb er einmal. Protest, Progression und Programm fließen in diesem Satz zusammen. Oder im französischen Original:

Etre surrealiste, c'est bannir l'esprit de le „deja vu“ et rechercher le „pas encore vu“. 

Die surreale Kälte in seinem Werk scheint auch auf seine Lektüre rückführbar zu sein. Als Heranwachsender las er zum Beispiel begierig Werke Edgar Allan Poes. Über sich selbst schreibt er später einmal, dass er subversiven Humor liebe.
Magritte beteiligt sich auch an diversen Gruppenveröffentlichungen. Er ist selbst Mitglied des Künstlerkollektivs group 7 arts, arbeitet mit an Meinungen und Pamphleten, schreibt über Farben, illustriert Theaterplakate für Freunde und Bekannte. Das heißt, auch er kann als eines der Universalgenies dieser Epoche bezeichnet werden, in der die verschiedenen Künste noch so nahe beieinander waren und so eng miteinander verknüpft.

Magrittes Frühwerk 

Was Magritte für den Betrachter wirklich ausmacht sind seine schwerfälligen, sinntropfenden Gemälde. Zum Beispiel La Valeuse oder L'Homme du Large oder Les Muscles célestraises, L'esprit du CommédienLe marriage du Minuit, Le Song du Monde oder Paysage. All diese Kunstwerke sind im obersten Stockwerk der Magrittausstellung im Magrittmuseum in Brüssel zu sehen.
Man kommt in einen Fahrstuhl und wird bis ganz nach oben gefahren, wo man schließlich der magrittschen Bilderwelt ausgesetzt wird.
Gut und gerne kann man mehrere Stunden mit diesen Bildern verbringen. Schön herausgearbeitet ist, wie Magritte immer einen Schritt weitergeht in seiner Entwicklung. Wie er vom Werbemaler zum Surrealisten wird, wie er seine Formen und seinen Stil findet, wie er beides immer wieder neu kombiniert und schließlich auch langsam an die Sprache herankommt. Wenn er später der Verwirrungskünstler par exellence werden wird, indem er Zeichen und Bezeichnetes surreal auseinanderreisst und die Gehirnverbindungen in ihrer Festgefahrenheit schonungslos aber immer mit einer Spur subversiven Humors entlarvt, entdeckt Magritte zum Ende dieses Ausstellungsraums hin vor allem erst einmal die Wirkung der Titelgebung auf den Betrachter.
Auf einige der im obersten Stockwerk des Brüsseler Kunstmuseums ausgestellten Werke möchte ich nun näher eingehen. Es ist klar, dass sie auf dem Bildschirm ganz anders wirken, als im Original an der Wand.


Beschreibung einiger Gemälde

Réné Magritte les muscles celestaires

Technisch brillant gelöste Verbindung von Idee, Form und Inhalt. Ein dunkler grauer, wolkenverhangener Regenhimmel schiebt sich in ein Stück Parkettboden in einem Niemandsland, einer Ödland-Landschaft, die nur durch eine schwarze Umrahmung angedeutet ist
Ein Faszinosum an Magrittes Stil ist auch seine Exaktheit. Er arbeitet gestochen scharf: die Schnitte wo die Himmelsformen auf dem Parkett eindringen, sind wie mit dem Seziermesser gemacht, und wirken doch noch viel schärfer. Natürlich denkt man sich heute: Und das alles ohne Photoshop. Besser wäre es vielleicht zu erkennen, dass das alles vor Photoshop so existierte. Magritte und die andern Surrealisten entwickelten erst, was jedem heute so vertraut zu sein scheint: das Arbeiten mit verschiedenen Ebenen.
Unerlaubt ist das Eindringen einer kugeligen Himmelsform auf einen Parkettboden. Handelt es sich hier um eine Landnahme? Aus dem konturlosen Himmel entsteht auch eine Figur auf der Bühne, die sogar einen Schatten wirft. Aber was macht sie da? Ist es ein Muskelspiel der unendlichen abstrakten Form des Himmels gegenüber der konkreten, begrenzten und vom Menschen geschaffenen Form des Parketts?

Une panique au moyen age

a panic in the middle age
Das Gemälde erinnert in seiner Konzeption an Xavier le Roys self unfinished. Kopflose Gestalten, die ineinanderwachsen. Eine der ihrigen ist gerade im Begriff die Arme entsetzt nach oben zu werfen. Eine theatralische Geste, die man schon gesehen hat. Aber völlig unerwartet scheitert das Auge immer wieder daran, dass der Gestalt der Kopf fehlt. Wenn man sich der Betrachtung hingibt, kann man in das Erlebnis einer perpetuellen Wiederholung des Vorführens und Vorgeführtwerdens der eigenen Wahrnehmung hineingezogen werden. Unsere Wahrnehmung sucht uns bekannte Formen. Gerade Personen, Gesichter oder Körper nehmen wir rasend schnell war, wir sehen sie sogar teilweise dort, wo gar keine sind (z.B. das "Marsgesicht"). Dieser Eigenschaft, einen normalen Körper auf dem Gemälde sehen zu wollen, macht sich Rene Magritte zu nutzen: Kein Kopf, keine Hand. Mit jedem wachsamen Blick ist man aufs Neue verwirrt. Denn anstelle der rechten Hand des „In-Panik-Versetzten“ befindet sich eine Art Gaukler oder Artist, eine Art Jahrmarktaussteller, der schwungvoll zum Handstand oder Radschlag ausholt. Aber aus dem Fenster heraus. Die dritte Zumutung an die normale Wahrnehmung, die sich fragt, warum sich der Typ aus dem Fenster wirft. Das Auge wirrt also hin und her, zwischen dem Fehlenden Kopf, der fehlenden Hand und wundert sich über den Sturz aus dem Fenster. Stört es sich nicht am einen, springt ihm das andere Detail ins Auge.
Ganz und gar nicht mittelalterlich wirkt die Raumarchitektur. Olivgrüner Boden, der an Teppich erinnert und ein perfekt-geometrischer Türrahmen. Auch hier bleibt die Frage auf die Antwort, was sich dahinter befindet, buchstäblich verborgen: Magritte hat den Hinterraum der Tür wohl absichtlich ins Schwarze getaucht. Vermutlich flüchten die Figuren aber dorthin, während wir aufpassen müssen, dass unsere Wahrnehmung nicht auch in kopflose Panik verfällt.

Photographie: La fidélité des images (1928-1935)

Nicht überraschend ist, dass Magritte sich auch der Photographie zugewendet hat, war er ja nicht der einzige, der das tat. Der gleichaltrige Brecht, eigentlich Dramatiker und überhaupt kein Photokünstler, tat das ja auch. Aber überraschenderweise hat Magritte es geschafft, den Esprit seiner Bilder auch auf das lichtempfindliche Papier zu übertragen. Genauso grau, genauso trostlos und entfremdet, ja beinahe wie eingefroren, wirken die Photos wie seine Bilder. Vielleicht war das andere Medium sogar noch besser dazu geeignet, das, was Magritte vielleicht ausdrücken wollte, darzustellen.
Eine knappbekleidete Frau, die ein Mann mit einem Pinsel anmalt ist auf einem der etwa 40 Bilder anzuschauen. Durch die Photographie wirkt es so, als wäre der Künstler tatsächlich gerade an einer Leinwand und würde eine Frau nur malen, anstatt dass sie vor ihm stünde...Ein perfektes Verwirrspiel der Ebenen.
Ein Schnappschuss mit zwei Männern, die an einem Zaun hochklettern. Sogar ein Hund schaut der Szene interessiert zu.
Mehrere Ebenen konkurrieren, spielen miteinander und komplementieren sich gegenseitig, wir rezipieren Bedeutungsebenen und Räume im Wettstreit.

Der Maler und die Worte 

Les mots et les images
Auf eine weitere Entwicklungsstufe gelangte Margritte, als er die Sinnebene des Bildtitels und der Wörter entdeckte. Kein anderer Maler hat den Zusammenhang von Zeichen und Bezeichneten so sehr klargemacht, wie Magritte. Es wundert mich, warum mir während meines Studium der Sprachwissenschaft nie les mots et les images vorgelegt wurde, um die Arbiträrität der Bezeichung sowie die reziproke Evozierung von Zeichen und Bezeichnetem darzulegen. "Une image peut prendre la place d'un mot dans une proposition: Ein Bild kann an die Stelle eines Worts in einer Aussage treten. Für die Nicht-Französischsprechenden: Le...est caché par des nouages heißt: Die ... ist von Wolken bedeckt.
Genial wird  es dann, wenn Magritte etwas absichtlich falsch benennt. Magritte, der Semiotiker-Schelm. Magritte spielt mit der Auffassung und dem Vorverständnis, der unauslöschlichen Vorinterpretation, die durch das Gehirn geleistet wird, wenn es Wörter liest. So lässt er zum Beispiel in dem Bild dieu n'est pas innocent (Gott ist nicht unschuldig) ein vollkommen aussagelose Szene dargestellt. Es handelt sich bei dem Bild um ein relativ dick aufgetragenes Ölgemälde, das einen Strand darstellt, auf dem eine Möwe am Schnürsenkel eines angespülten Schuhs zerrt. Allein durch den Titel bekommt die ganze Szenerie einen symbolischen, hochreligiösen Kontext, der die Unschuld der Schöpfung infragestellt und die Theodizee-Problematik aufgreift. (Leider habe ich von diesem Bild keine Online-Abbildung gefunden).
Les clefs des sanges
Dieses Spiel mit Form, Farbe, Ebenenbrüchen, Sinnlosigkeit und Sinnkonstruktion durch den Rezipienten und Symbolkreation gipfelt dann in grotesken Bildern, die ich mir nicht anders vorstellen kann, als wie einen Gag des Malers, oder ein Austesten dessen, wie weit er gehen kann. Die Rede ist hier von Bildern wie  Le demon de la perversité (ein großer Titel, der große Erwartungen beinhaltet) oder le prince des objects
Nicht ganz so hoch, greift Magritte mit les clefs des sanges (Die Schlüssel der Weisen). Ebenfalls ein Vorführen der Semiotiker: Keines der sechs dargestellten Objekt (Denotat) passt zum darunterstehenden Wort. Einen besonderen Witz enthält das Bild dadurch, dass es buchstäblich Hammer zum Nachtisch gibt.

Abschließend

Abschließend möchte ich noch ein Gedicht vorstellen, dass diese Spielchen, die Magritte mit seinem Rezipienten und dessen Wahrnehmung macht, auf sehr ansehnliche Weise darstellt. Geschrieben wurde es von Paul Eduard, einem Freund Magrittes und gefunden habe ich es ebenfalls im Magritte-Museum in Brüssel.

Réné Magritte
(...)
un Escalier perpetuel
La réponse qui n'existes pas
une des marches est cachée par un nouage,
une autre par une grande couteau
une autre par un arbe qui se déroule
comme un tapis sans gestes (...)


Zusammengefasst kann man sagen, dass das Gedicht poetisch beschreibt, wie das stufenweise aufeinander Aufbauen unserer Wahrnehmung zur sinnvollen Interpretation bei den Bildern Magrittes auf kunstvolle Art und Weise ins Stolpern gebracht wird. Auf Deutsch heißt das Gedicht:

Réné Magritte 
eine unendliche TreppeDie Antwort, die es nicht gibteine der Stufen ist durch eine Wolke versteckt,eine andere durch ein großes Messereine andere durch einen Baum, der sich ausbreitetwie ein Teppich ohne Gesten 


La trahision des Images
Auch heute ist der Erfinder der Pfeife, die keine Pfeife ist, sondern nur eine Repräsentation (Gähnen in der letzten Reihe) noch präsent in unserer Auffassung und Bilderwelt. Das schönste, das ich hierzu gefunden habe, befand sich in Caen. Wenn man von der Haltestelle Crous Suaps zum Campus herunterlief, kam man an einer Mauer der Bibliothek vorbei. Einige Sprüher hatten sie belebt.  Eines der Bilder rekurriert in schönster, postmoderner Weise auf das Bekannteste, aber vielleicht nicht das Beste Sprach-Bild-Experiment des Belgiers, eben jenes Bild der Pfeife. Aber sehen Sie selbst: ceci n'est pas un....